Für die Nazis spielte der Hamburger Hafen und die Schifffahrt vor allem ideologisch eine zentrale Rolle nach ihrer Machtübernahme. So entwirft z.B. der der Hamburger Architekt Konstanty Gutschow im Rahmen eines ausgerichteten Wettbewerbs ein Projekt zur Neugliederung des Hafen, in der es aber um die Rolle Hamburg in der neuen Welt der Nazis nach dem geplanten Krieg ging. Ein Wolkenkratzer nach Art des Empire State Buildings. Eine Hängebrücke nach dem Vorbild der Golden Gate Bridge. Entsprechend gigantisch wünschten sie sich für die „Hauptstadt der deutschen Schifffahrt“ eine Silhouette, die Besucher mindestens so beeindruckt wie die Skyline New Yorks – am besten noch stärker. Die Historikerin Sylvia Necker, schreibt über diese Pläne, dass für Hitler „der Hafen der Hansestadt Schlüssel zur Herrschaft über den Welthandel“ sein. „Entsprechend repräsentativ soll das Tor zur Welt des Nationalsozialismus neu gestaltet und das Zentrum von der Alster an die Elbe verlegt werden. Auch die „Kraft durch Freude“-Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen wie der „Wilhelm Gustloff“ sollen schon beim Ansteuern des Hafens über den Anblick der Handelsstadt staunen.“ Der Architekt Gutschow bekam nach seinem Projektvorschlag 1939 den Titel „Architekt des Elbufes“. Später war er verantwotlich für die Planung der Zwangsabeitslager in Hamburg. Karl Kaufmann, Hamburgs NSDAP-Gauleiter, buhlte immer um seine Stellung in der Naziführung und bezog sich in den Auseinandersetzungen auf die maritimen Bedeutung Hamburgs. Ab 1942 bekam er den Titel Reichskommissar für die Seeschifffahrt war.
Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 im Hamburger Hafen
Für die Beschäftigten im Hafen und Handel war die schwere Lage des Hamburger Hafens eine Last, da vielen von ihnen u.a durch die Folgen der weltweiten Rezession 1929 und den Reaktionen der einzelnen Staaten durch Handelsprotektionismus ihre Beschäftigung verloren. Die Tonnage der deutschen Reeder hatte sich in der gleichen Zeit erheblich verringert. Von den 3,4 Mill. BRT deutschen Schiffsraums lagen 1932 fast 460 Schiffe mit rund 1,4 Mill. BRT beschäftigungslos in deutschen Häfen. Im Hamburger Hafen waren es alleine 180 Schiffe.Der Güterumschlag im Hafen hatte sich von 1929 bis 1933 fast um die Hälfte vermindert, ein Drittel der Kaianlagen waren stillgelegt.
Wirtschaftliche Lage der Hafenwirtschaft änderte sich nicht mit dem Machtantritt der Nazis 1933
Die angespannte wirtschaftliche Lage im Hafen führte nach der politischen Machtübernahme in Hamburg zu keiner Veränderung, vielmehr verschärfte sich die Beschäftigungslage. „Durch die Unterordnung des deutschen Außenhandelsbeziehungen unter die Vorgabe der Politik führte … durch restriktive Devisenbewirtschaftung, Außenhandelskontrolle und Clearing zunächst zu einem weiteren Niedergang der überseeischen Hamburger Handelsbeziehungen“ (Stefan Kiekel, Maritime Ambitionen und Gau-Lobbyismus, Edition Falkenberg). 1934 sprachen die Nazis auf Grund der Lage im Hafen von Hamburg als ein „Notstandsgebiet erster Ordnung“.
Deutsche Arbeitsfront und Treuhänder der Arbeit sollte die neuen Arbeitsbeziehungen schaffen
Die Arbeiterparteien KPD und SPD wurden 1933 verboten. Im Mai 1933 folgten die Gewerkschaften und die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet. Das gewerkschaftliche Vermögen wurde zugunsten der DAF beschlagnahmt und das Streikrecht abgeschafft. Sämtliche Berufsverbände der Angestellten und der Arbeiter wurden im Januar 1934 zusammengeführt. Die DAF sollte die deutschen Arbeiter in das neue „Dritte Reich“ integrieren und ihren bisherigen Organisationen den Boden entziehen. Der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) und die Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (VDA) traten 1933 der DAF bei. Gleichzeitig wurden sogenannte „Treuhänder der Arbeit“ eingesetzt, die der Dienstaufsicht des Reichsarbeitsministeriums unterstanden. Sie entschieden über die Tarifordnungen und Betriebsordnungen.
Im „totalen Krieg“ gewinnt man nicht nur mit Waffen, sondern durch die Unterstützung der Arbeiter
Der Hamburger NSDAP-Gauleiter, Karl Kaufmann, wies in einer Rede vor der Hamburger Handelskammer im Oktober 1940 auf die für ihn wichtige Gewinnung der Arbeiterschaft für die anstehenden Herausfoderungen in der militärischen Auseinandersetzung hin : „Wenn ich vor dem Kriege auf dieses Kapitel der Betreuung, Erziehung und Führung der deutschen Arbeiter so großen Wert gelegt habe, so geschah dies in der Erkenntnis, daß der totale Krieg in einem Industriestaat nicht nur mit Waffen und Soldaten, sondern vor allen Dingen mit Arbeitern geführt wird.“
30 Prozent Beschäftigung mit Beginn des 2. Weltkriegs im Hafen
Mit Beginn des 2. Weltkriegs wurden immer mehr Arbeitskräfte in den Unternehmen abberufen und zur Wehrmacht an die Front kommandiert. Die Industrie wurde auf forciert auf Kriegsproduktion umgestellt. Die Verschiebungen von den Verbrauchsgüterindustrie hinzu kriegswichtigen Industrien erforderten, um die der Industrie entzogenen Arbeitskräfte zu ersetzen, führten zu zusätzlichen Belastungen. „Auch im Hafen war die Arbeit in den ersten Kriegswochen zum erliegen gekommen. Von den gut 8.000 Beschäftigten der Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft war die Hälfte vom Arbeitsamt in kriegswirtschaftlich wichtige Betriebe umgesetzt und ein weiterer Teil einberufen worden, so dass die Beschäftigtenzahl auf etwa 30 Prozent des Vorkriegsbestandes zurückgegangen war.“ (F. Littmann, Seite 103). Beispielhaft ging es darum, dass die GHB-Arbeiter die Organisierung der Müllabfuhr im Hafen übernehmen sollten. Aber auch der Einsatz in Wachen zur Brandmeldungen im Hafen führte dazu, dass Arbeitskräfte eingeschränkt zur Verfügung standen. Bei dieser „Arbeit“ wurde nur deutsche Arbeitskräfte eingesetzt.
Hafenbetriebe, die sich mit dem Stückgut-Umschlag befassen:
1.4.1939feste Arbeiter | täglich vomGHBB | 1.4.1942feste Arbeiter | täglich vomGHB G | |
HHLA/Kai | 2.050 | 791 | 758 | 310 |
Hamburg-Amerika Linie | 910 | 370 | 97 | 5 |
Hamburg-Südamerika D. Ges. | 487 | 372 | 23 | 19 |
Deutsche Afrika Linien | 346 | 347 | 66 | 93 |
Lager- und Sped. Ges. mbH | 245 | 90 | 143 | 72 |