Eröffnung der Kundgebung am 8. September 2021 durch Markus Fiedler, IDU

Herzlich Willkommen auch von unserer Seite, besonders an die Angehörigen von ehemaligen italienischen Militärinternierten und KZ-Häftlingen, die heute hier sind. Wir freuen uns sehr, dass sich Angehörige bereit erklärt haben zu sprechen, und wir freuen uns außerdem über den Besuch der ANEI in diesemJahr.

Am 8. September 1943 verkündete Italien den Waffenstillstand mit den Alliierten. Das hatte zur Folge, dass die Deutschen das Kommando in Italien übernahmen und damit begannen italienische Militärangehörige zu entwaffnen und zu internieren. Sie wurden vor die Wahl gestellt, den Kampf auf deutscher Seite fortzusetzen oder in Gefangenschaft zu gehen. Die meisten weigerten sich und wurden als italienische Militärinternierte zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Der 8. September 1943 war auch die Geburtsstunde der italienischen Resistenza, die einen bedeutenden Beitrag zur Befreiung vom Faschismus und von der deutschen Besatzung leistete.

Die Initiative Dessauer Ufer setzt sich seit 2017 dafür ein, dass im Lagerhaus G ein unabhängiger Lern- und Gedenkort etabliert wird. Außerdem treten wir dafür ein, dass im Lagerhaus unkommerzielle Räume für den geplanten Stadtteil Grasbrook entstehen. In den Jahren 1944/45 war hier ein Außenlager des KZ Neuengamme, zunächst für 1.500 als jüdisch verfolgte Frauen und danach für 2.000 männliche Häftlinge. Bereits zuvor waren hier und im benachbarten Lagerhaus F italienische Militärinternierte untergebracht. Dies ist eine Besonderheit der historischen Situation am Dessauer Ufer: Hier trafen Menschen aus vielen Ländern Europas mit ganz unterschiedlichen Verfolgungsgeschichten aufeinander. Als Initiative engagieren wir uns daher auch in der „Projektgruppe italienische Militärinternierte in Hamburg 1943-45“, die die Kundgebung heute organisiert.

Zu den Frauen, die im Außenlager Dessauer Ufer inhaftiert waren, gehörten auch die Schwestern Melitta und Nina Müller und ihre Mutter Margarethe Müller. Margarethe Müller starb hier im Lagerhaus G. Für sie wurde ein Stolperstein am Dessauer Ufer verlegt. Auch Nina Müller überlebte die Haft nicht und verstarb im KZ Bergen-Belsen kurz nach der Befreiung. Melitta Müller überlebte mit 17 Jahren als einzige ihrer Familie und kehrte in die Tschechoslowakei zurück. Dort gründete sie eine Familie, mit der sie in die Vereinigten Staaten emigrierte. Vor kurzem ist Melitta Stein in hohem Alter verstorben. Auch an sie erinnern wir heute.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s