Eine erste Bewertung des ANEI-Besuchs

Eine Besuchswoche mit vollem Programm in Hamburg liegen hinter Orlando Materassi und Silvia Pascale von der Nationalen Vereinigung der italienischen Militärinternierten (ANEI). Das Thema der italienischen Militärinternierten sollte gezielt in Hamburg platziert und in die politische Öffentlichkeit transportiert  werden.  Es sollte aber auch ein Angebot zur Vernetzung der ANEI mit Gesprächspartner hier in Hamburg sein, so dass sie prüfen können, was sich daraus für ihre Anliegen in Italien ergeben kann. Insbesondere für die Betonung der ANEI, dass sie die Geschichten der italienischen Militärinterniertet erzählen und ihnen wieder eine Stimme geben wollen, wurden in dieser Woche viele Ansatzpunkte geschaffen.

Die Gespräche mit Unternehmen bzw. Einrichtungen zum Thema der IMIs und deren Erklärungen waren von Hochachtung vor dieser NS-Opfergruppe gekennzeichnet. Es waren ernsthafte Reflektionen zum damaligen Geschehen und von großer Anteilnahme gekennzeichnet. Es war aber auch das praktische Verhalten, dass einen starken Eindruck hinterlässt. So sollen Erinnerungstafeln an die IMIS den Unternehmen angebracht werden, Unternehmen werden ihre NS-Geschichte auf- oder überarbeiteten. Die Entschuldigung des GHB/HHLA stellvertretend an die ANEI für den Einsatz und Ausbeutung der IMIs war eine bedeutsame Erklärung. Die gemeinsame Niederlegung von Hamburg Wasser und ANEI am Mahnmal auf der Elbinsel und den IMI-Einsatz sind ein Zeichen der notwendigen Gerechtigkeit für diese NS-Opfergruppe. In den Gesprächen wurde die Haltung der “Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg” zu den Entschädigungszahlungen heute an die noch lebenden italienischen Militärinternierten angesprochen und man stieß auf interessierte Gesprächspartner.

Die Gespräche mit der Stadt und Politik in Hamburg zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, die Themen der italienischen Militär aus historischer Sicht zu vertiefen. ANEI wurde eine große Aufmerksamkeit in den Gesprächen gebracht und verschiedentlich betont, dass der Blick auf diese NS-Opfergruppe auch durch den Besuch verstärkt in den Fokus gekommen sei.

Die Kundgebung am 8. September 2021 vor den Lagerhäusern am Dessauer Ufer fand vor dem größten Zwangsarbeitslagern für 5.100 italienische Militärinternierte in Hamburg nicht nur am Jahrestag des Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten statt, die den Anlass für die gefangennahmen der  italienischen Soldaten einleite. Es war auch eine Kundgebung, die die Bedeutung dieses Standort in der Hamburger Erinnerungskultur betonen sollte. Hier waren auch tausende KZ-Häftlingen aus Auschwitz und Neuengamme fest- und zur Zwangsarbeit eingesetzt worden. Ein großes Anliegen der “Projektgruppe” ist es, dass es ein Dokumentationszentrum zur NS-Zwangsarbeit in Hamburg geben sollte. 

Mit den Kundgebungen an den beiden damaligen Außenlagern des KZ Neuengamme am Dessauer Ufer im Lagerhaus G und am Falkenbergsweg haben wir die Menschen eingeladen, zusammen mit ANEI ihre Haltung zum Ausdruck zu bringen, dass Geschichte auch heute noch aufgearbeitet werde muss. Dass eine Schulklasse sich des Themas der NS-Zwangsarbeiter_innen und der italienischen Militärinternierten im Rahmen eines Projekt annimmt, ist eine hoffnungsvoll stimmende Aktivität.

Zum Beginn des Besuchs war ANEI am Mahnmal in der Sternwoll-Spinnerei in Altona, das an die sowjetischen Zwangsarbeiter_innen in der Fabrik in der NS-Zeit erinnert, in der ab 1944 auch italienische Militärinternierte arbeiten mussten. Es sollte auch als Zeichen verstanden werden, dass man alle NS-Zwangsarbeiter_innen im Blick hat. Die Kundgebung im Hamburger Karolinenviertel in der Glashüttenstraße 79 vor einem ehemaligen Lager für sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und einem Zwangsarbeitslager direkt gegenüber für italienische Militärinternierte sollte dieses Anliegen unterstreichen.

Die Teilnahme und die Reden von Vertretern des italienischen Generalkonsul aus Hannover und des russischen Generalkonsulat aus Hamburg auf den Kundgebungen waren Punkte in dieser Woche für künftige Aktivitäten. Das Leid und die Vernichtung der sowjetischen Menschen in der NS-Zeit muss in Hamburg wieder in die Öffentlichkeit getragen werden.

Mit einem Podcast, den täglichen Tweets, der Vor- und Nachberichterstattung über die Web-Seite, einem Live-Stream zum Massaker in Sant’Anna di Stazzema am 14. August 1944 oder den Nachbarschafts-Informationen, zu Zwangsarbeitslagern italienischer Militärinternierter, wurden verschiedene Medienkanäle bespielt und alle Zielsetzungen weit überschritten. Zur Besuchswoche gehört auch, dass ohne die Unternehmensspenden das Angebot nicht zu realisieren gewesen wäre.

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