In der Auflistung der italienischen Militärinternierten für das Hamburger Arbeitsamt (1944) werden von der Firma Gebr. Sachsenberg AG in Harburg 18 Namen aufgelistet.
Deren Namen finden sich alle in der Hausmeldekartei der Stader Straße 37 in Hamburg-Harburg wieder, im Lager der Firma Sachsenberg.

Im April 1940 hatte die Gebr. Sachsenberg AG die Holtz-Werft in Harburg gekauft. Wegen ihrer Lage rund ums Harburger Schloss wurde die Werft auch „Schlosswerft“ genannt. Laut Kaufvertrag zeichnet als Käufer für die Firma Sachsenberg Major a.D. Eberhard Cranz verantwortlich. Eberhard Cranz war Geschäftsführer der Kieler-Leichtbau GmbH in Kiel-Hassee.

„Hintergrund zum Erwerb der Schlosswerft war das Interesse der Wehrmacht und Marine an sehr schnellen Schiffen des 1936 gegründeten Schertel-Sachsenberg-Schnellboots-Konsortiums. Die Aktivitäten verteilten sich auf die Sachsenberg-Werft in Roßlau an der Elbe, auf Versuchsanstalten in Berlin und Luckenwalde sowie die für diesen Zweck ausgebaute Schloßwerft in Hamburg-Harburg. Im Rahmen dieser Aktivitäten sind Tragflügelboote unterschiedlicher Größe von 5 bis 100 Tonnen entstanden, in Rosslau die kleineren und in Harburg die größeren. Die Kriegsmarine gab insgesamt 16 und das Heer zwei dieser neuartigen Schiffe in Auftrag.“ (Wikipedia)
Die Kieler Firma war Teil des Sachsenbergkonzerns, und eines von zwei Werken, der 1936 von der Gebr. Sachsenberg AG gegründeten Land- und See-Leichtbau GmbH. Dies erklärt vermutlich, dass von den 18 in der Stader Straße untergebrachten italienische Militärinternierten im November 1944 16 nach Kiel-Hassee verlegt wurden.
Auf der Schlosswerft wurde an den Prototypen für große Tragflächenboote gearbeitet, die als schnelle Transportschiffe Panzer und Lkw über das Mittelmeer von Italien nach Afrika bringen sollten. Vier der 18 IMI wurden von der Firma Sachsenberg als angelernte Schweißer beschäftigt, die restlichen 14 als Hilfsarbeiter.
Gotthard Sachsenberg jun. (1891 – 1961) leitete seit 1934 die Schiffswerft „Gebr. Sachsenberg AG“ in Roßlau und fungierte ab 1940 als Geschäftsführer der Sachsenberg-Tochterfirma Land- und See-Leichtbau GmbH mit Sitz Berlin.
Gotthard Sachsenberg und Eberhard Cranz (1894 – 1969), der für Sachsenberg als Geschäftsführer des Kieler Werkes der Leichtbau GmbH arbeitete, kannten sich aus ihrer Zeit als Marineflieger des 1. Weltkriegs in Flandern. Auch in den Jahrzehnten danach dürften sich beider berufliche, geschäftliche und politische Wege häufig gekreuzt und miteinander verbunden haben, vor allem beim Wiederaufbau der deutschen
Luft- und Seeschifffahrt.