Der 1. September mahnt: Nie wieder Krieg, nieder wieder Faschismus – Erinnerung an die KZ Häftlinge in der  Badeanstalt der Hamburger Wasserwerke Heidenkampsweg/Süderstraße

Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 durch Deutschland bedeutete den Beginn des 2. Weltkriegs. Hitlers Krieg kostete Millionen Menschen das Leben. Städte und Dörfer wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Deutschland konnte die Kriegsproduktion nur durch den Einsatz von Millionen NS-Zwangsarbeiterinenn und Zwangsarbeiter sowie hunderttausende KZ-Häftlinge gewährleisten. Nach der Besetzung Polens wurden bereits kurz danach deren Bürger massenhaft nach Deutschland verschleppt. Ab September 1943 wurden auch über 15.000 italienische Militärinternierte nach Hamburg verschleppt. Sie mussten auch für Unternehmen der Stadt arbeiten, so für die Hamburger Wasserwerke, die Hamburger Gaswerke oder Hamburger Elektrizitätswerke, die Müllabfuhr oder in den Krankenhäusern der Stadt wie z.B. dem AK St.Georg.

KZ-Außenlager in Heidenkampsweg und Süderstraße

Im heutigen Hammerbrook waren waren Häftlinge aus dem KZ Neuengamme zeitweilig in der 1912 erbauten Badeanstalt am Heidenkampsweg 141/Ecke Süderstraße untergebracht. Nach den Juli-Bombardements 1943 der Alliierten auf Hamburg hatte die SS die Badeanstalt als Unterkunft für KZ-Häftlinge verwendet. Unmittelbar nach dem ersten Angriff am 25. Juli 1943 mussten Häftlinge des KZ Neuengamme in der Stadt Trümmer beseitigen, Leichen bergen und Blindgänger suchen. Rothenburgsort, Borgefelde oder Hammerbrook waren flächendeckend zerstört, wie historische Luftaufnahmen belegen.

Das Luftbild zeigt im Vordergrund das Hochwasserbassin, dahinter den Heidenkampsweg; dazwischen liegt die alte Badeanstalt. Quelle: Bildarchiv Markus Lenz, Frankfurt/Main

Die SS stellte für diese Arbeiten ab dem 7. August die II. SS-Baubrigade, ein mobiles Zwangsarbeitskommando bestehend aus 930 KZ-Häftlingen, zur Verfügung. Diese wurden zunächst in im Hallenbad in der Süderstraße/ Ecke Heidenkampsweg und  einem Bunker in der Süderstraße 301 untergebracht. 

„..stand ein zusammengepferchtes Häuflein von KZ-Häftlingen“

Die damals in Hamburg lebende Charlotte Brozzo erinnert an die Lage an der Ecke Heidenkampsweg/Süderstraße. „… Nun gingen wir beide etwas schneller. Heidenkampsweg, Kreuzung Eiffestraße, dann, weiter, vorbei an der ausgebrannten Badeanstalt an der Süderstraße. Hier standen ein paar SS Leute mit dem Gewehr im Anschlag. Irgendwo im Hintergrund stand ein zusammengepferchtes Häuflein KZ Häftlinge, die von den SS Leuten offensichtlich bewacht wurden.“

KZ-Außenlager in der Volksschule Brackdamm

Später richtete die SS im November 1943 ein Außenlager im Gebäude der Volksschule am Brackdamm 14-16 in Hammerbrook ein. Hier waren etwa 35 KZ-Häftlinge untergebracht. Ihre Aufgabe war es, Bombenblindgänger zu suchen und zu entschärfen, ohne hierfür eine Ausbildung erhalten zu haben. Diese Arbeit war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch außerordentlich gefährlich. Die Häftlinge hatten bereits bis Mitte 1944 Blindgänger bergen müssen, waren aber bis zu diesem Zeitpunkt täglich ins Stammlager Neuengamme zurückgekehrt oder hatten in unmittelbarer Nähe der ständig wechselnden Einsatzorte in öffentlichen Gebäuden übernachtet. Laut Bericht des SS Standortarztes des KZ Neuengamme, Dr. Trzebinski, hat das Bombensuchkommando am Brackdamm noch am 25. März 1945 bestanden.  Heute erinnert auf Höhe der damaligen Schule nichts an das KZ Außenlage. Das TÜV-Service-Center hat hier heute seinen Sitz.

Über 10.000 KZ-Häftlinge wurden in der Hamburger Innenstadt zu Bergungs- und Aufräumarbeiten eingesetzt, von denen bis zu 3.400 starben. Sie waren in städtischen Außenlagern des KZ Neuengamme untergebracht und für die deutsche Bevölkerung, die ihnen mit Verachtung und Gleichgültigkeit begegnete, täglich sichtbar. Auf doppelter Ebene waren sie Leidtragende der Luftangriffe: als Opfer der Bomben und als Arbeitssklaven der SS in den Trümmern. Ihre Befreiung aber verdankten sie letztlich dem, auch durch die Bombardierung deutscher Städte, erkämpften Sieg der Alliierten über Nazideutschland.

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