Die Vereinigung „Schiavi di Hitler“ veranstaltet am 8. September 2022 in Italien auch eine Kundgebung. Die „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg 1943-1945“ hat aus diesem Anlass eine Grußadresse an die Teilnehmer:innen verschickt:
Wir grüßen „Schiavi di Hitler“, deren Arbeit wir seit vielen Jahren verfolgen und sehr schätzen.
Die Mitglieder der „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg 1943-45″ engagieren sich seit vielen Jahren in verschiedenen Initiativen für eine kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Nationalsozialismus und die Unterstützung der Opfer. Seit 2020 finden am 8. September vor damaligen Zwangsarbeitslagern in Hamburg Kundgebungen zum verdrängten Thema der italienischen Militärinternierten statt. Letztes Jahr haben wir unsere Kundgebung am Lagerhaus G in Hamburg abgehalten. Dort wurden italienische Militärinternierte (IMI) gefangen gehalten, die unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Zu der Kundgebung kamen ca. 100 Personen. U.a. hat der Vorsitzende der ANEI Orlando Materassi gesprochen, der eine Woche in Hamburg war und für den wir ein vielfältiges Programm vorbereitet haben, u.a. Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft.
Am 8. September 2022 werden wir eine weitere Kundgebung in Hamburg abhalten. Dieses Mal auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks von Hamburg, für die ebenfalls Zwangsarbeiter, darunter auch IMI, arbeiten mussten.
Wir schauen auch auf das kommende Jahr, den 80. Jahrestag des 8. September 1943, um an verschiedenen Orten an die italienischen Militärinternierten zu erinnern und neue öffentliche Erinnerungsorte zu schaffen.
Wir setzen uns dafür ein, dass in Hamburg ein Ausstellungs- und Gedenkort für die Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus errichtet wird. Ein Schwerpunkt sollen dabei die italienischen Militärinternierten darstellen, deren Geschichte und Opfer nur wenig bekannt sind.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass die IMI und ihre Nachfahren endlich eine Entschädigung erhalten. Wir sind sehr darüber bestürzt, dass Deutschland am 29. April 2022 eine Klage beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eingereicht hat, die genau das verhindern soll. Wir finden es zudem falsch, dass nach dem italienischen Dekret vom 30. April 2022 ein italienischer Fonds aufgelegt werden soll, aus dem die Entschädigungen bezahlt werden. Es ist wohl ein einmaliger Vorgang, dass eines der von NS-Deutschland besetzten Länder seine Staatsbürger, die Opfer von NS-Verbrechen waren, mit eigenen Mitteln zu entschädigen hat!
Aktuell versuchen wir einen Entschädigungsfonds für IMI und deren Nachfahren zu initiieren, in den Hamburger Firmen einzahlen. Die ersten Gespräche haben in einem schwierigen Umfeld stattgefunden. Idealerweise sollen auch andere deutsche Firmen in diesen Fonds einzahlen. Die Politik muss ihren Beitrag zur Lösung leisten.
Erinnern und Entschädigen!
Projektgruppe Italienische Militärinternierte in Hamburg 1943-45
September 2022