Es waren fünf vollgepackte Tage für Anna Maria Sambuco, Präsidentin der Nationalen Vereinigung der ehemaligen italienischen Militärinternierte (ANEI) und Marzio Lauto (ANEI) Ende April 2023 in Norddeutschland. Drei Tage Hamburg, ein Tag in der Gedenkstätte Gedenkort Bunker Valentin in Bremen-Farge und ein Besuch in Sandbostel waren die regionalen Stationen der italienischen Gäste.
Der Besuch der Erinnerungsorte zu den italienischen Militärinterniertenn (IMI) bei den damaligen Hamburger Wasserwerken an der Süderstraße 112/114, der Elbinsel Kaltehofe und eines künftigen am Billhorner Deich, unterstrichen, welchen besonderen Stellenwert die Zivilgesellschaft und das Unternehmen, Hamburg Wasser, dem Thema der IMI widmet. Allerdings sind andere öffentliche Unternehmen Hamburgs in der Erinnerung an die IMI zurückhaltend bis leicht ablehnend oder auch ignorant. Mit allen sei man im Gespräch, wurde erklärt.

Im Austausch mit Manfred Hessel-Stahl, deutscher Sohn eines IMI, dessen Vater bei den Hamburger Wasserwerken bis 1945 arbeiten musste, betonte dieser, dass das Mahnmal für die IMI auf der Elbinsel Kaltehofe kein Selbstläufer war. Auf seine Initiative ging das Mahnmal zurück.

Der Besuch und das Gespräch im Lagerhaus G am Dessauer Ufer mit der Stiftung Lagerhaus G, haben den Gästen vor Augen geführt, dass die Erinnerungsarbeit mit Problemen belastet ist, wie es Güven Polat dargelegt hatte. Seit sechs Jahren gebe es keinen Fortschritt zu diesem Erinnerungsort, weil immer wieder neue Hürden für die Eigentümer aufgebaut würden, so die Meinung von Holger Artus. In den drei Lagerhäusern am Dessauer Ufer, von denen heute noch das Lagerhaus G steht, lebten ab September 1943 über 6.000 IMI.

Der Besuch auf der Kulturfabrik Kampnagel in der Hamburger Jarrestadt dürfte besonders für die Gäste gewesen sein. Sie konnten sich über die Entstehung eines Erinnerungsprojekt zur NS-Zwangsarbeit in der damaligen Maschinenfabrik Kampnagel informieren. Das aus Mitteln der EVZ geförderte Projekt läuft über zwei Jahren. Das Ziel ist ein augmented reality (AR)-Projekt. Den Gästen wurde es bei einem Rundgang über den Theaterstandord exemplarisch gezeigt. Die NS-Geschichte der damalige Rüstungsfirma Kampnagel soll fürs digitale Theater erzählt und in Szene gesetzt werden.

Anna Maria Sambuco und Marzio Lauto hatten im Hamburger Rathaus ein Gespräch mit Gabi Dobusch, der Vorsitzenden des Kulturausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft, gehabt.

Dem Parlament sei die Erinnerungsarbeit der Stadt ein Anliegen. Der Senat, in Hamburg die Bezeichnung für die Landesregierung, war vom Ausschuss z. B. aktuell aufgefordert worden, seine Grundstrategie in diesem Themenfeld vorzustellen. Als Abgeordnete werden sie sich mit dem Papier befassen, so Dobusch im Gespräch.
Auf dem Besuchsprogramm in Hamburg standen noch weitere Orte, so die Stolperschwelle vor der Bauer Media Group im Hamburger Kontorhausviertel, wo Anna Maria Sambuco und Marzio Lauto die dortige Schwelle reinigten, dass an das IMI-Lager am damaligen Standort im einstigen „Heinrich Bauer Haus“ erinnert.

Zusammen waren sie im “Rosengarten” in Hamburg-Rothenburgsort und legten hier Blumen nieder.

Er erinnert an die 20 Kinder, die Ärzte und die sowjetischen KZ-Häftlinge, die am April 1945 im KZ Außenlager Bullenhuser Damm von der SS ermordet wurden. Von Oktober 1943 bis Mitte 1944 war in der Schule am Bullenhuser Damm zuerst ein Zwangsarbeitslager für italienische Militärinternierte. Die SS entschied dann, hier ein KZ Außenlager einzurichten. Anna Maria Sambuco und Marzio Lauto gedachten still an Sergio de Simone, der hier von den Nazi ermordet wurde.
Auf der Kundgebung in der Gedenkstätte Sandbostel anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenen Stammlager Sandbostel (XB) am 29. April 1945 ergriff Anna Maria Sambuco Namens der ANEI, in einem der ehemaligen Lagerräume, das Wort.

Am Vortag hatten die beiden die Gedenkstätte Denkort Bunker Valentin in Bremen-Farge besucht.

Zum Abschluss ihres Reise besuchten sie noch die italienische Ehrenanlage auf dem Öjendorfer Friedhof und legten für die italienischen Toten bis 1945 Blumen nieder. Das italienische Kulturinstitut aus Hamburg begleitete die beiden auf dem Ehrenfriedhof.